Jetzt war der Winter 15/16 schon so mild, ich hätte locker schon Ende letzten Jahres zumindest in das alte Frühbeet einsähen können. Sicher wären frühe Möhren wie Pariser Markt / Druwicker oder die völllig anspruchslosen Schnittsalate, Rucola oder Portulak schon jetzt erntereif. Den Winter konnte ich leider nicht nutzen…, zu viele andere Baustellen. Umso schöner, jetzt doch endlich das Saatgut in die Frühbeete zu werfen und zu verfolgen, was denn da so keimt und wächst.
Einrichtung und Befüllung der Frühbeete
Da ich gerade den Garten umgestalte, um die Anzahl der Wege zu veringern und damit die Nettoanbaufläche zu steigern, habe ich in dem Zuge auch das alte Frühbeet umgesetzt und das neu gebaute (hier) daneben gestellt. Beide stehen jetzt in der Ecke des Gemüsegartens, die zuerst Sonne am Tag abbekommt. Unter den Frühbeeten habe ich eine Spatentiefe umgegraben, um den Boden tiefgründig zu lockern. Bei den ersten Saaten wäre das eigentlich egal, da sie sovieso als Jungpflanzen in die Beete gesetzt werden, aber danach folgen wärmeliebende Pflanzen (vermutlich Gurken, hat letztes Jahr schon gut geklappt), die dann auch im Frühbeet Früchte bringen sollen und damit in tiefere Bodenschichten vordringen. Auf den tiefengelockerten Boden folgte eine etwa 5 cm dicke Schicht Vermikompost aus meinem Komposter. Abschließend dann eine etwa 5 cm dicke Schicht Blumenerde, torffrei aus dem örtlichen Kompostwerk. Keine Edelerde mit massig Perlite und einem top Wasserhaltungsvermögen bekannter Marken aber eine Erde, die aus regionaler Erzeugung ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis bietet. Eigentlich würde ich gerne ganz auf zugekaufte Erde verzichten. Dazu müsste ich aber aus Vermicompost, Sand und Mutterboden selbst Erde mischen. Das ist mir noch etwas heikel damit gerade bei den Saaten anzufangen, die ja nun am empfindlichsten reagieren dürften.
Aussat ins Frühbeet
In die Erde ziehe ich dann mit dem Finger Rillen, in die die Samenkörner gelegt werden. Ich halte mich da grob an die Faustregel, dass das Saatgut etwa doppelt so tief gesät werden sollte, wie sein minimalster Durchmesser (vielen Samen sind ja nunmal nicht kugelförmig) misst. Das führt dazu, dass z. B. Dicke Bohnen vergleichsweise tief, Römersalate entsprechend flach gesät werden. Das ist auch ziemlich logisch, denn so ein feiner Samen enthält sicher nur einen kleinen Keim, der nicht so viel Kraft hat mehre Zentimeter Erdreich auf der Suche nach Licht zu durchbohren. Bei Salaten mache ich es so, dass ich die Saatrille zur Markierung nur andeute, säe, andrücke und einen Vlies auflege, damit die Samen nicht an- oder austrocknen.
Extreme Dichtsaat im Frühbeet — eine Alternative für Salate
Im Frühbeet säe ich extrem dicht. Das liegt zum einen daran, dass der wenige Platz dort natürlich sehr wertvoll ist. Zum anderen zeigen dei Pflanzen dann ab einer gewissen Größe eine gegenseitige Wuchshemmung aufgrund des Platzmangels. Das kann man sich z. B. beim Salat zu Nutzen machen. Denn Salate muss man eigentlich alle zwei Wochen nachsäen, um immer frische Jungpflanzen zu haben, die man aufs Beet setzen kann. Wer will schon 20 Köpfe Salat gleichzeitig ernten? Und bleiben sie zu lange auf dem Beet, werden sie bitter oder sie gehen in Blüte. Deshalb sät man Salatpflanzen ebenso wie Kohlrabi eigentlich in Sätzen, um den Ernteanfall zu dehnen.
Das ist sicher das Optimum, bedeutet aber auch, dass man sich praktisch den Wecker stellen muss, um alle zwei Wochen diszipliniert einen neuen Satz zu sähen. Ich mache es nach Faulpelzart einfach so: Salat im Frühbeet (oder später direkt auf dem Beet) dicht sähen, sobald Pflanzen groß genug sind die ersten Pflanzen mit erforderlichem Abstand aufs Beet setzen und die verbleibenden Pflanzen im Frühbeet belassen. Nach einiger Zeit dann erneut ein paar Pflanzen vom Frühbeet ins Bett setzen usw. Durch die extreme Dichtsaat und die damit einhergehende gegenseitige Wachsstumshemmung durch Platzmangel, bleiben die Pflanzen im Frübeet klein und können über viele Wochen nach und nach ins Beet umgesetzt werden. Es mag sein, dass diese dann doch recht überständigen Pflanzen etwas länger brauchen, um im Beet mit dem unerwarteten Raumgewinn wieder an Fahrt aufzunehmen, aber dieses Phänonmen ist bei Salaten nach meinen Erfahrungen längst nicht so ausgepägt wie bei überständigen Gurken. Letztere kann man eigentlich nur noch wegwerfen.
Vlies im Frühbeet
Über die gesamte Fläche kommt dann ein Vlies. Das hat den Vorteil, dass die Feuchtigkeit gut gehalten wird, was bei kleinen Samen, die keine Erdüberdeckung bekommen, sehr wichtig ist. Zum andereren bietet das Vlies genug Lichtdurchlässigkeit, um die ersten Blätter gesund auszubilden, schützt aber gleichzeitig die noch jungen Pflanzen vor zu starker Sonneneinstrahlung. Auch hier bin ich ziemlich pragmatisch. Das Optimum wäre es sicher an bedeckten Tagen das Vlies zu entfernen und an sonnigen Tagen das Frühbeet zu beschatten / das Vlies wieder aufzulegen. Da ich aber nie genau weiß, wann sich ein Zeitfenster für den Garten auftut, bleibt das Vlies bei mir einfach liegen. Dadurch vertrocknet mir nichts, es wächst höchstens etwas langsamer, da die Sonneneinstrahlung an bedeckten Tagen nicht optimal genutzt wird. Sobald alle Saaten gekeimt sind oder ich der Meinung bin, dass auch die langsamkeimenden Pflanzen (insbesondere Apiaceae) spätestens jetzt ihre Blätter aus der Erde hätten strecken müssen, entferne ich an einem bedeckten Tag das Vlies, damit der Sonnenschock nicht zu groß ist. Die Folge wären verbrannte Blätter (oft genug erlebt bei Auberginen, Paprika und Tomaten, die von der Zimmerfensterbank nach draußen kommen).
Unkraut jäten und giessen
Wenn das Vlies abgenommen ist, sieht es dann aus wie auf dem Bild. Im mittleren Bereich ist die Erde schon angetrocknet. Ich hatte nur bei der Saat einmalig gegossen, das Vlies aufgelegt, Deckel zu und das Frühbeet dann Frühbeet sein lassen. Nicht nur die gewollt eingebrachten Saaten sind aufgegangen, sondern auch eine ganze Reihe von Samen, die im gekauften Substrat waren. Die Alternative wäre es sterilisierte Erde zu nehmen. Ich nehm lieber die günstige Erde und rupfe ein bisschen Umkraut…
Nach dem Rupfen und einer 10 l Kanne Wasser („man giesse selten, aber wenn man giesst dann viel“) sieht das Ganze dann so aus. Zum Giessen dieser noch sehr jungen, empfindlichen Saaten nehme ich Wasser aus der Warmwasserleitung von etwa 37°C. In alten Büchern liesst man, dass man Giesswasser für Frühbeete im Frühling am Vorabend in die warme Stube holen soll. Bei mir übernimmt das die Gastherme. Der positive Effekt lauwarmen Wassers ist nicht zu unterschätzen und den Aufwand allemal wert, man braucht ja nicht viel!
Und nu?
Die Jungpflanzen bleiben noch ein bisschen im Frühbeet. Je nach Pflanzenart und Großwetterlage bis etwa Mitte Mai, dann sollten alle Pflanzen im Beet sein. Anschließend gibt es ein bis zwei Hände Hornmehl für das Substrat und dann folgen vermutlich 2 Gurkenpflanzen, die im Frühbeet immer außerordentlich gut gedeihen. Alle Anzuchten, die ab Mai erfolgen, können auch außerhalb des Frühbeets stattfinden (Kohl, Fenchel, Salat etc.). Es bringt sogar gerade beim Salat Vorteile, eben nicht das zu dieser Jahreszeit dann sehr warme Frühbeet zu verwenden, da Salate bei zu hohen Temperaturen zur Keimhemmung neigen.