Schnittsalat, Borretsch, Saatgewinnung Kopfsalat, Saatgutgewinnung Möhre Nantaise und Erdbeeren (von vorne nach hinten)

Gartenrundgang Gourmetbauer — Anfang Juni 2017

Anfang Juni ist inzwischen alles aus dem Frühbeet ausgepflanzt und hat schon in den Beeten Fuss gefasst. Ins Frühbeet habe ich dann vor ein paar Tagen die Kulturen für die zweite Jahreshälfte (Grünkohl, Endivie und Radicchio) sowie die Dauerbrenner Salate und Kohlrabi gesät. Dieses Jahr bin ich damit relativ früh dran, nachdem ich letztes Jahr recht spät dran war und damit nur Bonsaiformen des Grünkohls ernten konnte.

Am Zaun

Am Staketenzaun säe / pflanze ich gerne Kulturen, die eine Stütze brauchen, weil sie hoch wachsen oder ranken. Gleichzeitig verbietet es sich jedes Jahr an der gleichen Stelle das Gleiche zu pflanzen. So wäre es zum Beispiel bei den Zuckererbsen, die bei uns immer gut weggeknabbert werden. Um aber den Krankheitsdruck nicht unnötig zu erhöhen, säe ich diese nur auf etwa einem Drittel der Zaunlänge (ca. 3 m) aus. Der Rest bleibt wechselnden Kulturen vorbehalten. So kommen die Erbsen nur jedes dritte Jahr an die gleiche Stelle, nicht optimal (das wären wohl 5 Jahre), aber der Enge hier geschuldet und wird schon passen.

Süsskartoffeln am Zaun

Süsskartoffeln am Zaun

Auch am Zaun stehen Süsskartoffeln, die ich aus in Wasser bewurzelten Stecklingen von im Winter angetriebenen Süsskartoffeln gewonnen habe. Das habe ich erstmals ausprobiert und es war sehr einfach. Einige Zeit dauert es, bis sich die Keime an den Knollen aus dem Gemüseregal eines Discounters gezeigt haben, aber dann wucherten sie regelrecht und die Bewurzelung der daraus gewonnenen Stecklinge funktierte innerhalb weniger Tage in einem Glas mit Wasser. Die gestutzen Knollen treiben nach der Beschneidung weiter und man kann problemlos eine Vielzahl von Stecklingen aus einer Knolle gewinnen.

Blaublühende Zuckererbsen (vorne) und Saatgutgewinnung von der Stoppelrübe (hinten)

Blaublühende Zuckererbsen (vorne) und Saatgutgewinnung von der Stoppelrübe (hinten)

Ebenso am Zaun dann eine blaublühende Zuckererbse zum frisch knabbern. Diese Schoten schaffen es — ebenso wie zumeist die Erdbeeren — eher selten in meine Küche. Die Erbsen sind erfreulich gut aufgelaufen. Es handelt sich um selbst gewonnenes Saatgut. Wichtig ist in meinem Garten aber eine Abdeckung mit Fließ oder Netz, um den Angriff der Tauben abzuwehren, die ziehen die gekeimten Erbsen sonst hemmungslos aus dem Boden. Hinter den Erbsen stehen seit Sommer 2016 die Stoppelrüben oder auch Herbstrüben genannt. Von denen hatte im sehr zeitigen Frühjahr vor dem Austrieb nur die kräftigsten stehengelassen und gewinne daraus gerade Saatgut. Optisch sind die Samenstände nicht von den Schoten der Radieschen zu unterscheiden, nur eben etwas größer, kein Wunder, sind ja alles Kohlgewächse (Brassicaceae).

Spalierobst an der Garage

Das Spalierobst an der Garage hatte ich im Oktober 2014 als kleine Büsche gepflanzt. Beide Pflanzen waren vor knapp drei Jahren etwa gleich groß. Inzwischen wird sehr deutlich, dass der Boskoop genau so, wie es in der pomologischen Literatur beschrieben wird (Kunert, 1920 und Funke, 2006), ein überaus starkes Wachstum zeigt (linker Baum auf dem folgenden Bild). Leider habe ich mich beim letzten Rückschnitt im Herbst 2016 dazu verleiten lassen den Boskoop stark aufs Spalier zurückzuschneiden, was er mit noch stärkerem Wachstum quittiert hat. Beim nächsten Schnitt werde ich versuchen weniger zu schneiden und mehr runterzubinden, so wie es in praktisch jedem Buch beschrieben ist. Manches muss trotzdem erst sehen, damit es sich prägt.

Apfelspaliere roter Boskoop und roter Berlepsch

Apfelspaliere roter Boskoop und roter Berlepsch

Dieses Jahr sind alle Blüten meiner Äpfel dem späten Frost zum Opfer gefallen. Anders als im letzen Jahr mit einer sehr erfreulichen Ernte, werde ich dieses Jahr leider keinen einzigen Apfel ernten können. Die Blattspitzen sind übrigens eingerollt und voll von Läusen. Ich würde aber nur im absoluten Notfall mit Seifenlauge spritzen, inzwischen haben sich nämlich schon einige Marienkäferlarven eingefunden, die die Läuse ausschlürfen.

 

Beet 1: Buschbohnen, Möhren, Pflücksalat, Schwarzwurzeln und Mangold

Gelbe Buschbohnen Möhren und Pflücksalat (vorne), Schwarzwurzeln und Mangold (hinten)

Gelbe Buschbohnen Möhren und Pflücksalat (vorne), Schwarzwurzeln und Mangold (hinten)

Im vorderen Teil von Beet 1 hatte ich in der Mitte rote Beete augesät. Die war aber allerdings so lückenhaft aufgelaufen, dass ich sie komplett untergehackt habe und inzwischen Möhren augesät habe. Deshalb liegt in der Mitte auch noch das Vlies, damit ich nicht giessen muss, giessfaul wie ich so bin. Die gesäten gelben Buschbohnen haben sich sehr gut gemacht, ebenso der Pflücksalat ‚Amerikanischer Brauner‘. Pflücksalat ist überaus praktisch im Selbstversorgergarten. Man kann ihn mehrere Monate kontinuierlich ernten (anders als Schnittsalat, der spätestens nach dem 3. Schnitt zäh/bitter wird) und muss immer nur so viel nehmen wie man braucht (im Gegensatz zu Kopfsalaten).

Im hinteren Teil von Beet 1 steht in der Mitte bunter Mangold ‚Bright Lights‘. Der hatte es etwas schwer, da ich ihn in einer trockenen Phase aus dem Frühbeet aufs Beet gesetzt hatte. Er hat sich aber inzwischen bekrabbelt und wird in den kommenden Wochen frisches Gemüse liefern — mehr als wir jeh davon essen könnten (so ist das mit Mangold…)! Schwarzwurzeln habe ich dieses Jahr erstmalig und damit bislang noch keinerlei Erfahrungen. Dort, wo das Saatgut des Bergmannspargels stellenweise nicht so gut aufgegangen ist, habe ich Salatköpfe gepflanzt. Das mache ich ebenso mit Kohlrabi, oder wenn z.B. ein Meter nur dünn aufgelaufen ist, säe ich auch ein paar Buschbohnen, da so der Platz optimal genutzt wird. Nachsäen bringt nämlich nichts, da der Vorsprung der anderen Pflanzen nicht mehr einzuholen wäre.

Beet 2: Frühkartoffeln Annabelle

Frühkartoffeln Annabelle

Frühkartoffeln Annabelle

Jedes Jahr bei uns die ‚Annabelle‘. Schwer zu glauben, dass es noch leckerere Sorten (zumindest bei den festkochenden) geben könnte als diese. Gelb, wachsartiger Schnitt, sehr kartoffeliges Aroma, schnellwüchsig, früh, ertragreich und sogar erstaunlich gut lagerfähig. Kartoffeln laufen eigentlich immer sehr gut auf, ja man kann sogar die einzelnen Saatkartoffeln vor der Pflanzung in mehre Stücke teilen und bekommt immernoch sehr vitale Pflanzen heraus.

Beet 3: Küchenzwiebel, Brokkoli, Paprika, Salate und Kohlrabi

Saatgutgewinnung Küchenzwiebeln, Brokkoli Calabrese, Spitz- und Blockpaprika, Salate und Kohlerabi (von vorne nach hinten)

Saatgutgewinnung Küchenzwiebeln, Brokkoli Calabrese, Spitz- und Blockpaprika, Salate und Kohlrabi (von vorne nach hinten)

Im Vordergrund stehen ausgewählte Küchenzwiebeln zur Saatgutgewinnung. Das ist allerdings nur ein Versuch, damit ich ein bisschen Erfahrung sammle bei der Vermehrung der Küchenzwiebel. Für eine ernsthafte Saatgurvermehrung ist die Anzal der Pflanzen für einen Fremdbefruchter hier deutlich zu kleine und eine vorherige Auslese auf gesundes Wachstum / Größe / harte Schale etc. hatte ich auch nicht betriebe.

Weiter hinten dann ein Bereich mit Brokkoli Calabrese. Also jene Brokkolisorte, die zuerst eine große Brokkolirosette in der Mitte treibt und nach deren Ernte kleinere Rosetten nachtreibt. Wie man sieht, weiche ich bei den Kartoffeln und z.B. beim Brokkoli vom eigentlichen Konzept der Reihenmischkultur in meinem Garten ab. Bei Kartoffeln lohnt sich halt einfach eine große Menge, da es ein Grundnahrungsmittel für uns ist und beim Brokkoli brauche ich immer einen Schutz vor den Tauben, sonst kann er nicht wachsen. Ich habe dazu Schnur zwischen mehreren Pflöcken kreuz und quer zwischen den Pflanzen gespannt, das mögen die Tauben gar nicht. Andere Kulturen würden bei der Schnurspannerei dazwischen nur stören, deshalb auch hier keine Mischkultur, so schön sie auch sein mag. Ich bin da recht pragmatisch in diesen Dingen.

Im hinteren Teil des Beetes stehen dann noch (Freiland-)Blockpaprika der Sorte ‚Albaregia‘ und ein paar ungarische Spitzpaprika umgeben von Salaten und violettem Kohlrabi ‚Azur Star‘, den die Tauben allerdings schon stark dezimiert haben. Hier rechne ich nicht wirlich mit einer Ernte, es sei denn die Ratten der Lüfte lassen mal von Ihnen bei ihrem morgendlichen Frühstück ab — was unwahrscheinlich sein dürfte.

Beet 4: Saatgutgewinnung und Erdbeeren

Schnittsalat, Borretsch, Saatgewinnung Kopfsalat, Saatgutgewinnung Möhre Nantaise und Erdbeeren (von vorne nach hinten)

Schnittsalat, Borretsch, Saatgewinnung Kopfsalat, Saatgutgewinnung Möhre Nantaise und Erdbeeren (von vorne nach hinten)

Im vierten Beet stehen im hinteren Teil die Erdbeeren als Dauerkultur. Im letztem Jahr habe ich kein Stroh als Mulch verwendet. Deshalb und aufgrund der feuchten Witterung, hatte ich letztes Jahr nicht eine einzige Beere ernten können. Im diesen Jahr war dann die Witterung zur Erntezeit besser und ich hatte mir gehächseltes Stroh besorgt. Sie heißen ja wohl nicht ganz umsonst „Straw“-Berries. Die Kiddies haben Freude, Erdberen gibt es in diesem Jahr reichlich!

Im vorderen Teil des Beetes geht es um die Gewinnung von Saatgut. Hier stehen die aus der Ernte des Jahres 2016 nach verschiedenen Kriterien ausgelesenen, eingelagerten und wieder ausgepflanzten Möhren (ein Artikel zur Saatgutgewinnung bei Möhren folgt dann nach der Ernte). Die Möhren stehen bereits in Blüte und werden fleißig von Fliegen bestäubt. Weiter im Vordergrund dann Kopfsalate, ebenfalls zur Saatgutgewinnung. Diese hatte ich in diesem Frühling aus den überlebenden Jungpflanzen aus dem Herbst 2016 ausgelesen. Sie sollten demnach recht kältempfindlich sein, mal sehen…

Weiter vorne dann der Borretsch, der sich wie jedes Jahr selbst aussät. Hier habe ich ihn dann nicht ausgerissen, sodern ihm ein wenig Platz gegeben. Er ist eine der wenigen Pflanzen, die ich aus dem Garten nicht essse, sondern die alleine dem Auge und den Bienen dienen. Ganz vorne steht noch Schnittsalat, er ist sehr kälteverträglich und damit im Jahr noch vor den Kopfsalaten erntereif. Dieser hier wurde bereits merhfach beerntet und kann nun gegen etwas anderes ausgetauscht werden, mal sehen was…

Beet 5: Knoblauch, Ziebeln, Möhren, Dicke Bohnen — ein Experiment zum Thema Überwinterungskulturen

Knoblauch, Zwiebeln Möhren, Dicke Bohnen als Überwinterungskulturen (hinten) und Salat (vorne)

Knoblauch, Zwiebeln Möhren, Dicke Bohnen als Überwinterungskulturen (hinten) und Salat (vorne)

Letzen Herbst hatte ich mir vorgenommen mal ein paar Versuche mit Überwinterungskulturen durchzuführen. Darunter versteht man Kulturen, die als Pflanze im Beet den Winter überdauern und dann im folgenden Frühjahr geerntet werden können. Erfahrungen mit Sprouting Brokkoli ‚Purple Sprouting‘ hatte ich bereits und Winterkopfsalate wie ‚Winterbutterkopf‘ und andere hatte ich auch schon mal vor ein paar Jahren überwintert. Wer sich mit der Thematik der Überwinterung von Kopfsalaten im Freiland beschäftigen möchte, dem empfehle ich die Diplomarbeit von Wenz J. und Wenger M. (2012), die mit sehr viel Liebe zum Detail Grossversuche mit sehr unterschiedlichen Kopfsalaten zur Überwinterung durchgeführt haben. Der Link findet sich unter Literatur.

Zurück zu den diesjährigen Versuchen zum Thema Überwinterungsgemüse. In diversen historischen Büchern finden sich Hinweise darauf, dass man heimische Kulturen (als NICHT Tomaten oder grüne Bohnen um zwei Beispiele zu nennen), als Jungpflanzen auf dem Beet überwintern kann. Jungpflanzen — typischerweise im Dreiblattstadium oder je nach Kultur auch größer — sind nämlich deutlich frostfester als die ausgewachsenen Kulturen. Der Vorteil wäre, dass das Beet im Winter nicht in der völligen Schwarzbrache steht und die Pflanzen einen Wachstumsvorsprung haben, der eine frühere Ernte im Frühling ermöglicht. Durchgeführt habe ich diese Versuche mit Dicken Bohnen, Möhren und Winterheckzwiebeln. Alle Kulturen haben mehr oder minder überwintert. Die Ergebnisse des Versuchs folgen zu einem späteren Zeitpunkt auf diesem Blog.

Beet 6: Ölzucchini, Gurken und Sprouting Brokkoli zur Saatgutgewinnung

Ölzucchini und Gurken (vorne) und Saatgutgewinnung von Purple Sprouting Brokkoli

Ölzucchini und Gurken (vorne) und Saatgutgewinnung von Purple Sprouting Brokkoli (hinten)

Ölzucchini? Wasn das?

Dachte ich mir auch und habe mir ein Tütchen bei Dreschflegel bestellt. Die Ölzucchini ‚Arenborner Walze‘ wurde von Ludwig Watschong, einem Urgestein der biologischen Gemüsezucht, gezüchtet. Es handelt sich um eine gestreifte Zucchini mit schalenlosen Kernen, so wie man sie auch vom Ölkürbis her kennt. Jung geerntet soll man sie wie eine normale Zucchini verwenden können, ausgereift liefert sie dann Kürbiskerne, die man nicht schälen mus. Ich bin gespannt! Leider ist die dritte der hier noch sichtbaren drei Pflanzen durch das Gewitter der letzten Tage abgeknickt und damit verwelkt.

Weiter hinten im Beet stehen dann die Gurken, denen ich in den nächsten Tagen die Spitze kappen werde, damit sie Seitentriebe ausbilden und sich schön gleichmäßig über das Beet verteilen. Es handelt sich um die ungarische Sorte ‚Parad‘, ich 2015 selbst vermehrt hatte. Eigentlich wollte ich ‚Chinesische Schlangen‘ säen, war mir aber entfallen, dass das eigentlich schon auf dem Plan stand. Egal, ‚Parad‘ ist eine bewehrte Sorte. Sie liefert so viele Gurken für den Salat, wir werden sie wieder nicht alle verbrauchen können.

Im hinteren Drittel des Beetes steht der ‚Purple Sprouting Brokkoli‘. Hiervon hatte ich Ende März 2017 die Rosetten der schwächeren Pflanzen geerntet (und mit der Familie gegessen) und die starken Pflanzen zur Saatgurerzeugung belassen. Zur Vermehrung des ‚Purple Sprouting Brokkoli‘ dann mehr, wenn ich das Saatgut dieser Kultur (hoffentlich) getrocknet und gereinigt in den Händen halte. Als kleinen Vorgeschmack auf diese sehr empfehlenswerte Kultur anbei ein Bild der Ernte. Die Ernte war wohlgemerkt im März und im Freiland, dann wenn praktisch nichts anderes aus dem Garten — abgesehen von den Gurken aus meinem isolierten und geheizten Frühbeet — zu haben ist. Aber auch zu den Versuchen mit den Gurken im Winter mehr, wenn der komplette Versuch abgeschlossen ist.

Ernte Purple Sprouting Brokkoli Ende März

Ernte ‚Purple Sprouting Brokkoli‘ Ende März 2017

 

 

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