Hat man weder ein Gewächshaus noch einen Wintergarten, braucht man einen Platz, um seine Gemüsepflanzen heranzuziehen. Die eine Fensterbank in Richtung Süden reicht in der Regel nicht aus und alle anderen Himmelsrichtungen produzieren nur jämmerliche Pflänzchen, die eher einem Spargel ähneln. Würde man nur Direktsaat ohne Schutz ins Freiland betreiben, könnte man nicht sonderlich früh im Jahr anfangen. Ein ziemlicher Verlust an möglicher Ernte, wenn man nur über eine sehr beschränkte Anbaufläche verfügt, so wie ich. Ein Frühbeet bietet hier — und das schon seit locker über einem Jahrhundert, wie alte Bücher zeigen — eine sehr umfassende Abhilfe.
Das Frühbeet im Jahresverlauf
Das Frühbeet bietet das ganze Jahr über die Möglichkeit der Nutzung, es muss niemals leer stehen. Anfang Februar können hier schon Salate und diverse Kohlsorten zur Vorzucht eingesät werden. Aber es kann auch verwendet werden, um Pflanzen schon früh im Jahr zur Genussreife zu bringen. So z. B. Möhren, Radieschen, Kohlrabi oder Schnittsalate. Hier ist aber zu beachten, dass nur besonders für die „Treiberei“ geeignete Sorten verwendet werden sollten. Üblicherweise sind das Sorten mit einer besonders kurzen Kulturdauer. Ein bisschen später dann im Jahr, hat man dann das Problem, dass man die selbst vorgezogenen Tomaten, Gurken, Zucchini, Auberginen und Paprika erst Mitte Mai aufs Beet setzen kann. Und die Wochen davor? Alle passen sicher nicht aufs Fensterbrett. Das Frühbeet schafft hier Lagerungsmöglichkeiten für die halbwüchsigen Pflanzen ohne Frostschäden riskieren zu müssen. Gleichzeitig ist genug Licht vorhanden, so dass es nicht zur Vergeilung kommt, wie oftmals auf der Fensterbank.
Aber damit nicht genug. Ab Mitte Mai kann das Frühbeet dann mit sehr wäremliebenden (meist ursprünglich tropisch/subtropischen) Pflanzen bestückt werden, die hier schneller schönere Früchte bilden oder so überhaupt erst im rauheren Klima zur Reife gelangen. Typische Pflanzen sind praktisch alle Arten von Melonen, die im Freiland nur in heißen Sommern genussreife Früchte in nennenswerter Anzahl bringen. Aber auch Auberginen, Gurken und Paprika profitieren sehr von einem Anbau im Frühbeet.
Im Herbst dann, wenn die wärmeliebenden Pflanzen ihren Ertrag gebracht haben und auf den Kompost wandern, kann das Frühbeet zur Verlängerung der Saison dienen. Hier können wieder die Pflanzen gesät werden, die auch schon im Frühjahr hier Platz fanden wie Möhren, Radieschen, Schnittsalate und Kohlrabi, mit etwas Glück auch Bohnen und Erbsen.
Aber auch wenn diese letzten Kulturen des Jahres auf dem Tisch gelandet sind, ist der Nutzen des Frühbeets für das aktuelle Gartenjahr noch nicht erschöpft. So kann man es bis zur ersten Aussaat im Frühling verwenden, um Wurzelgemüse frostfrei einzulagern, empfindliche Stauden zu überwintern oder Kräuter und Chicoreewurzeln für die Treiberei im Zimmer schneefrei und jederzeit verfügbar zu halten.
Mistbeete — Frühbeete mit Fußbodenheizung
Das ganze Spielchen lässt sich aber mit etwas Nachhilfe auch noch weiter „treiben“. Früher, als die Transportlogistik nur auf Kutschen setzen konnte, suchte man nach Möglichkeiten das ganze Jahr hindurch schmackhafte Gemüse und Früchte zu erzeugen. Den Gutsherren war es früher auch schon zu fade, sich nur von Lagergemüse zu ernähren. Zudem hatte es zu damaliger Zeit viel mit Prestige zu tun, wenn man seinen Gästen im Winter frische grüne Bohnen, Kopfsalat und frische junge Karotten servieren konnte. Die Krönung des Ganzen aber war die eigene Zucht von Ananas: die Königsdisziplin. Diese Frucht war zu damaliger Zeit überaus wertvoll, da es noch keine Transportkette gab, die die Ananas aus den tropischen Anbaugebieten ins kühle Nordeuropa hätte bringen konnte.
Wie waren die Gärtner zu jener Zeit — genug „Men Power“ vorausgesetzt — in der Lage Südfrüchte und im Winter knackige junge Gemüse zu erzeugen? Beheizte Gewächshäuser waren damals noch nicht sehr verbreitet und so liegt das Geheimnis in den sogenannten Mistbeeten. Nichts anderes als Frühbeete mit einer satten Packung von frischem Mist als Unterbau. Besonders geeignet war wohl Pferdermist, wenn man der alten Literatur glauben darf. Dieser wurde aber auch wenn nicht in ausreichender Menge verfügbar mit Laub, Lumpen, Grasschnitt o. Ä. gestreckt. Ziel war es immer durch Fermentation zu jeder Jahreszeit eine optimale und gleichmäßige Wärme für die Pflanzen zu erzeugen.
Je winterlicher die Jahrezeit, und je wärmeliebender die im Mistbeet kultivierten Pflanzen, desto dicker wurde die Packung unter dem Mistbeet gewählt, die im Extremfall auch 1 m hoch unterhalb des Beets geschichtet werden konnte. Zudem wurde das Frühbeet oftmals seitlich in Pferdermist eingepackt, um jeglichen Austritt der mühsam erzeugten Wärme zu unterbinden (die sogenannte Packung). Erstaunlich finde ich, dass trotz fehlender Zusatzbeleuchtung, nur mit der Kraft der winterlichen Sonne und natürlich der für die jeweiligen Kultur optimalen Temperatur knackige Gemüse erzeugt werden konnten. Selbstredend war der Ertrag je Fläche deutlich geringer als bei einer regulären Kultur in der üblichen Jahreszeit, aber dennoch.
Anforderungen an ein Frühbeet
Gerade in alter Literatur lassen sich interessante Hinweise dazu finden, welche Anforderungen an ein Frühbeet zu stellen sind, damit es optimale ausgestaltet ist. Schnell wird klar, dass diese früheren Mistbeete sicherlich stabiler und langlebiger waren als zumindest die meisten der heute im Handel erhältlichen. Ich selbst bin auch letztes Jahr darauf reingefallen und haben für ich glaube 50 € Euro ein Frühbeet gekauft, was wohl mit etwas Wohlwollen noch diese Saison übersteht (siehe Titelbild dieses Artikels). In der Literatur (BEUSS, 1938) liest man dann, dass z. B. die verkleidenden Holzbretter mindestens 3,5 cm und nicht aus Fichte oder einem Weichholz sein sollten. Aber hinterher ist man immer schlauer, für den Kurs konnte man auch nichts haltbares erwarten. Ich habe also jetzt mal die Anforderungen, die ich aus der Literatur (HAMPEL, 1898; BINDER, 1927; PETERSEN, 1929; BETTEN, 1929 und ERWIG, 1939) und aus eigenen Überlegungen heraus zusammengetragen habe an dieser Stelle zusammengestellt.
Welche Anforderungen sollten nun an ein Frühbeet — sei es ein normales oder geheiztes Mistbeet — gestellt werden?
Frühbeetkasten:
- winddicht
- wasserdicht
- mechanisch stabil, verzieht sich nicht
- verrottungsbeständig
- gute Wärmeisolation
- UV-beständig
- geruchsneutral
- transportabel
- modulare Bauweise (Aufstockung möglich je nach Pflanzengröße)
- Nur so groß, dass eine gute Erreichbarkeit jeder Pflanze von vorne gegeben ist
Abdeckung:
- hochgradig transparent
- gute Wärmeisolation
- in Richtung Sonne geneigt
- nicht zu schwer (Probleme beim Handling oder bei automatischen Fensteröffnern)
- mechanisch stabil, verzieht sich nicht
- UV-beständig
Standort:
- windgeschützt
- vollsonnig
- Ausrichtung mit Neigung der Scheibe in Richtung Süden
- wenn möglich in Richtung Norden vor einer (wärmspeichernden) Wand / Mauer
- schnell erreichbar / in Hausnähe wg. hohem Pflegeaufwand
Anforderungen an den Frühbeetkasten
Frühbeete müssen in jedem Falle windicht sein, denn sind sie es nicht, kann die Temperatur nicht im gewünschten Maße gehalten werden. Ähnliches gilt für die Wasserdichtigkeit. Ist z. B. die Auflage der tranparenten Abdeckung konstruktiv schlecht ausgebildet, kann (kaltes) Wasser in das Frühbeet eindringen und das Wachstum der Pflanzen stören.
Die mechanische Stabilität muss über Jahre gegeben sein. Ein Verziehen würde dazu führen, dass der Kasten zwangsläufig nicht mehr wind- und wasserdicht ist. Verrottungbeständigkeit bei gleichzeitiger Lebensmittelechtheit ist hierbei keine Selbstverständlichkeit. In vielen Gärten sieht man immernoch diese alten mit Carbolineum getränkten Eichenbohlen, die früher unersetzlich waren im Gleisbau. Heute sind sie nur noch als Sondermüll zu entsorgen. Die waren mal billig zu haben, heute ist der Handel zu Recht untersagt oder stark reglementiert. Obwohl bekannt ist, dass diverse Inhaltsstoffe des Vielstoffgemischs Carbolineum krebserregend sind, werden diese Balken aufgrund ihrer Beständigkeit gerne für den Hochbeetbau in privaten Gärten eingesetzt. Lebensmittelecht sind die sicher nicht. Spätestens wenn im Sommer die Hitze auf die Bohle brennt und Teile des Carbolineums in die Gasphase überführt, erzählt einem die eigene Nase, dass man den darin gewachsenen Salat besser nicht mal seinen Kanickeln geben sollte.
Vorteilhaft — wenn auch nicht zwingend erforderlich — ist die Transportfähigkeit des Frühbeets. So kann man den Kasten dort wo er gebraucht wird über die jeweilige Kultur stülpen. Viele Frühbeetkästen sind aber auch aus Stein und deshalb von vornherein nicht transportabel. Dafür sind sie dann garantiert mechanisch stabil, verrottungsicher und lebensmittelecht. Zudem speichert der Stein gut die Wärme.
Möchte man mehr als blos kleine Setzlinge ziehen, wie z. B. ausgewachsene Auberginenpflanzen im Frühbeet kultivieren, muss das Frühbeet die Möglichkeit bieten den Abstand zwischen Boden und Scheibe nach Bedarf anzupassen. Es reicht da nicht ein Frühbeet zu bauen, bei dem der Abstand zwischen Boden und Scheibe z. B. 70 cm beträgt. Dann wäre zwar die Kultivierung von Auberginen (oder die Überwinterung von frostempfindlichen Pflanzen) möglich. Zur Anzucht von Setzlingen im zeitigen Frühjahr ist der Luftraum über der Erde aber viel zu hoch, so dass sich keine genügend hohen Temperaturen durch den winterlichen Lichteinfall zur Keimung / zum Wachstum bilden können. Sprich, dass Frühbeet muss immer entsprechend der Höhe der Pflanzen darin mitwachsen.
Anforderungen an die Abdeckung
Dass die Abdeckung viel Licht durchlassen sollte scheint ein Binsenweisheit zu sein. Es ist aber nun nicht so, dass jede Kunststoffscheibe dies im gleichen Maße tun würde. Das menschliche Auge ist schlichtweg nicht geeignet, um festzustellen, wieviel % des eintreffenden Lichts auch tatsächlich auf der anderen Seite ankommt. Das kann man leicht ausprobieren, in dem man sich mal die unterschiedlichen Plattentypen beim Baustoffhändler ansieht. Man merkt es auch, wenn man denkt, die Pflanzen hätten doch am Westfenster im Frühling sicher genug Licht. Spätestens wenn man die verspargelten / vergeilten Tomaten sieht, wird man eines Besseren belehrt. Lange Rede kurzer Sinn, bei der Auswahl der richtigen Abdeckung hilft allein die Herstellerangabe. Dabei ist es wünschenswert, dass nicht nur ein hoher Anteil des Lichts ingesamt, sondern auch das UV-Licht im Besonderen durch die Abdeckung hindurch treten kann.
Die einfallende Sonnenstrahlung wird beim Auftreffen auf den Boden im Frühbeet zum Teil in Wärme umgewandelt. Diese gilt es umbedingt im Frühbeet zu halten. Deshalb muss die Abdeckung ein Mindestmass an Isolierwirkung bieten. Tut sie es nicht, müsste man die gesamte Wärme, die das Frühbeet ungenutzt nach außen entlässt nachliefern durch eine Beheizung oder eine besonders dicke Unterlage an Pferdemist. Man ist also gut beraten, hier auf den Isolationswert zu achten oder man kann das Frühbeet erst später im Jahr verwenden, wenn die Sonne schon mehr Kraft hat. Um die Sonne optimal zu nutzen, wird die Abdeckung auch in Richtung Süden geneigt. Das hat zudem den Vorteil, dass Regenwasser besser abfliessen kann.
Die Abdeckung muss UV-beständig sein und das über viele Jahre. Ist sie es nicht, wird die Abdeckung spröder und/oder milchig/gelb. Ersteres führt zu Instabilität, letzteres reduziert die Lichtdurchlässigkeit auf ein Mindestmaß. Weiterhin muss die Abdeckung über eine hinreichende Verwindungssteifigkeit verfügen. Ein etwas kräftiger Windstoß kann eine zum Lüften aufgestellte Abdeckung sehr schnell beschädigen, wenn sie nicht stabil genug / verwindungssteif ist. Gleichzeit darf die Abdeckung aber nicht zu schwer sein. Das wird vor allem dann wicthtig, wenn automatische Fensteröffner verwendet werden, um das Frühbeet an heißen Tagen zu belüften. Diese automatischen Belüfter haben eine maximale Belastung, die nicht überschritten werden darf. Ein ausrangiertes Isolierglasfenster (Doppelverglasung) fällt also allein aus Gewichtsgründen als mögliche Abdeckung aus.
Anforderungen an den Standort
Wind entzieht dem Frühbeet die mühsam eingefangene Wärme. Dementsprechend ist eine windgeschützte Aufstellung unbedingt anzuraten. Im besten Fall ist das eine Mauer (in Richtung Norden), an der sich das Frühbeet direkt anschließt. Die Mauer sorgt nicht nur für bestmöglichen Windschutz, sie ist auch in der Lage über den Tag Wärme zu speichern, die sie dann über Nacht an die Umgebung und damit an das Frühbeet abgeben kann. Hat man keine Mauer — was wohl meistens der Fall sein dürfte — geht auch eine Hecke oder ein Zaun, der z. B. mit einer Schilfmatte winddicht gemacht wurde. Wärmespeichervermögen haben natürlich weder Hecke noch Zaun.
Das Frühbeet muss so ausgerichtet werden, dass die Neigung der Abdeckung in Richtung Süden zeigt, um auch die Sonnenstrahlen der im Winter noch tief stehenden Sonne einfangen zu können. Entsprechend darf ein Frühbeet auch wenn eben möglich durch nichts beschattet werden. Es sollte vollsonnig stehen, wie es bei mir leider durch die umliegende Bebauung im Winter erst ab ca. 12.00 Uhr der Fall ist.
Letztlich muss es auch gut erreichbar sein. Je nach Wetterlage, Jahreszeit und Bepflanzung kann eine tägliche Kümmerung erforderlich sein. Und so ist es überaus praktisch, wenn es möglichst nahe am Haus steht.
Und nu?
In den nächsten Teilen wird es darum gehen, wie ich versuche die Anforderungen mit dem Bau eines Frühbeets umzusetzen. Die Praxis folgt dann in den kommenden Monaten…
2 Gedanken zu „Das Frühbeet — Teil 1: Anforderungen an ein optimales Frühbeet“