Endlich ist es soweit! Auch wenn es immernoch trist, düster und regnerisch ist, der Frühling kommt ganz bald. Die ersen Osterglocken blühen, die Vögel zwitschern bei Sonnenaufgang wild durcheinander und die Knospen der Obstbäume schwellen auch schon an (vielleicht ist letzteres auch nur Wunschdenken meinerseits). Nun ist man ja geneigt, wenn der Frühling auch nur in Ansätzen anklopft, alles an Saatgut in die Erde zu werfen, was irgendwie geht. Das macht aber nur bei ganz wenigen Kulturen Sinn. Im Freiland könnte man theoretisch schon Möhren und Dicke Bohnen säen, aber bei dem miesen Wetter würden zumindest die Bohnen ziemlich schnell in Fäulnis übergehen. Es heisst ja nicht umsonst in so manch einem Buch man soll säen (im Februar/März), sobald der Boden abgetrocknet ist. Ist er nicht, definitiv nicht!
Jetzt schon säen?
Aber es gibt ja die Fensterbank und so kann man schon einige Kulturen vorziehen. Das sollte man allerdings auch nur mit Kulturen machen, die schon bald in den Garten unter Fliess können, also z. B. Kohlrabi oder Zwiebeln. Oder mit solchen, die erst Mitte Mai ganztägig nach draussen dürfen und gleichzeitig einige Zeit brauchen, um eine ordentliche Größe zu erreichen. Tomaten — auch wenn man das zuerst denken mag — gehören explizit nicht dazu. Sie vertragen zwar als neuweltliches Gewächs auch keinen Frost, sind aber extrem fix in ihrem Wachstum. Würde man sie jetzt auf der Fensterbank aussäeen, man hätte bis Mitte Mai 30 cm lange Spargel, die nicht dem leisesten Wind, geschweige denn einer Blattlaus etwas entgegenzusetzen hätten. Lange Rede kurzer Sinn: Es geht hier um Auberginen und Paprika, die müssen im Februar in die Erde, sonst gibts Ernteeinbußen und wer will die schon.
Kleine, raschwüchsige Pflanzen (Kohl, Salate, Zwiebeln etc.), die ich in Massen ansetze, säe ich oftmals in Erdpresstöpfe, da sie die Plastikwannen komplett ausfüllen und somit wenig Platz wegnehmen. Außerdem kann man die so optimal tauschen, da man einfach die entsprechende Anzahl an Pflanzen entnehmen kann, gerne auch gemischt und sie verschenken/tauschen kann, ohne Töpfe mit abgeben zu müssen. Bei großen Pflanzen setze ich aber auf kleine Einzeltöpfe oder Plastiktöpfe, die meist als 6er oder 10er daherkommen. Diese bekommt man ganz einfach und kostenfrei in (Friedhofs-)Gärtnereien als Abfallprodukt.
Welche Erde?
Ich nehme gelegentlich Anzuchterde, wenn sie gerade mal im Angebot ist. Ansonsten nehme ich aber auch jede andere, nicht allzu bilige. Die sehr billigen Erden haben üblicherweise ein sehr schlechtes Wasserhaltungsvermögen, d. h. sie gehen von sehr nass zu extrem trocken in sehr schneller Zeit über und sind im letzteren Zustand steinhart. Da lohnen sich ein paar Taler mehr für eine „Mittelklasseerde“. Die größeren Baumärkte haben z. B. oftmals Hausmarken. Diese Erden sind erfahrungsgemäß durchaus brauchbar. Längerfristig würde ich gerne auf eigene Erde aus meiner Kompostwirtschaft umsteigen, aber das kann ich frühestens im nächsten Jahr angehen.
Also: Erde rein in die Töppe, angedrückt und ein Loch mit einem Bleistift in die Mitte eines jeden Topfes und jeweils 2 — 3 Samen hinein. Nicht zu tief, denn bekanntlich darf das Saatgut (sofern es sich um Dunkelkeimer handelt) nur 1 — 2 Mal so tief abgelegt werde, wie sein eigener Durchmesser ist. Bei Auberginen und Paprika dürfte das also weniger als ein Zentimeter sein. Mit lauwarmen Wasser leicht angiessen, damit die Samen guten Erdkontakt haben. In die Erde kommen übrigens die Sorten „Benarys Blaukönigin“ und „Albaregia“, siehe hier. Benarys Blaukönigin hatte ich schon die letzen zwei Jahre und sie wächst sehr vital, bringt einige Früchte je Pflanze und diese sind nicht bitter. Bei Auberginen keine Seltenheit, dass die Früchte gar nicht erst reif werden, wenn man die falsche Sorte wählt und nicht unter Glas anbaut so wie ich. Die Blaukönigin hat mich da — eine frühe Aussaat vorausgesetzt — bislang noch nicht im Stich gelassen.
Welche Sorten?
Bei den Paprikas war ich auf der Suche nach einer sogenannten Blockpaprika, also eine kantige und vor allem fleischige Form. Typische ungarische Paprika hingegen sind zwar gegrillt eine prima Sache, sie sind aber im Rohverzehr nicht besonders schmackhaft, da nicht fleischig. Deswegen verzichte ich dieses Jahr auf die ungarischen „Spitzpaprika“. Von den unzähligen Blockpaprikas wollte ich eine haben, die ich später selber vermehren und ggf. züchterisch bearbeiten kann (in ganz weiter Ferne sowas). Damit fallen die F1-Hybriden raus, was das Programm bei Paprikas schon arg schmälert. Es gibt halt Gemüsesorten, da sind die Hybriden stark vertreten, wie eben Paprika oder Tomaten, Zucchini aber auch Rosenkohl. Meist nicht ohne Grund, die Erträge liegen uneinholbar über denen der nicht-Hybriden. Macht nix, ich ziehe aus o. g. Grunde trotzdem letztere vor und habe mal in den Freilandanbauversuch der bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) geschaut, der nicht nur interesssant zu lesen ist sondern auch die Auswahl stark beschleunigte. Dieser ist hier zu finden.
Man kann unschwer erkennen, dass die von der LWG empfohlenen Blockpaprikas ‚Davos‘, ‚Nagano‘ und ‚Midired‘ — allesamt natürlich F1-Hybriden — im Freiland um die 3 kg Früchte je m² im Anbauversuch brachten. ‚Yolo Wonder‘, kein F1-Hybrid, aber häufiger mal als Sorte anderswo zu lesen, brachte ca. 0,5 kg Früchte je m², also 1/6 von den Siegern. Mehr als mager, kommt mir nicht in den Garten. Dann doch lieber ‚Sommergold‘, bringt nur die Hälfte des Ertrags der F1-Sieger, aber ich kann sie weitervermehren. Sommergold hatte ich denn auch bestellt, der Lieferant schickte mir aber die Sorte ‚Albaregia‘. Die Beschreibung klingt identisch: „Blockpaprika, fleischig, gelb auf orangerot abreifend, für Frischverzehr, Freilandsorte aus dem Kosovo“, gehe ich also mal davon aus, dass sie es in etwa auch ist, auch wenn ‚Sommergold‘ doch netter klingt. Soviel zu meiner Paprikaauswahl, wir werden später sehen, bzw. schmecken, wie sie denn schmeckt…
Wie gehts weiter?
Die Trays mit den Töpfen wandern jetzt bis zur erfolgreichen Keimung auf ein Küchenregal, da hier die Temperaturen etwas höher sind und nur das für die Keimung zählt. Sind die Samen gekeimt, wandern sie in den Töpfen auf die Südfensterbank, denn jetzt wird natürlich Licht gebraucht. Leider wie immer zu wenig auf einer Fensterbank, ich denke aber, dass mir ab kommenden Jahr ein isolierter und beheizter Frühbeetkasten zur Verfügung stehen wird (hier), dann werde ich das auslagern mit mehr Licht. Sind die Pflänzchen ein paar Tage gewachsen, zeichnet sich sehr schnell ab, welche von den drei gesäten — sofern sie alle gekeimt sind — die vitalste ist. Nur diese wird belassen, die anderen werden ausgerupft. Schade, aber auch das gehört dazu den zur Verfügung stehenden Platz optimal zu nutzen, indem man nur die raschwüchsigsten Pflanzen tatsächlich ins Beet setzt und die anderen verwirft. In der Regel topfe ich die Pflanzen dann einmal noch in größere Töpfe, gewöhne sie dann tatsüber Anfang Mai schon an die stärkere Sonneinstrahlung ohne sie direkter Sonne auszusetzen, da die Blätter sonst sofort verbrenen würden, sie sind diesen starken Lichteinfall (noch) nicht gewöhnt. Anschließend werde ich sie dann wohl in den Folientunnel setzen.