Mitte Oktober ist (immernoch) Erntezeit. Insbesondere die Wurzelgemüse, aber auch Paprikas und Salat können so lange noch kein Nachtfrost zu befürchten ist weiter geerntet werden. Weiterhin haben die ersten Vorbereitungen für den Winter stattgefunden. Einige Beete wurden geräumt und mit Kulturen besetzt, die im Jungpflanzenstadium überwintern sollen — Wintergemüse eben. Das allerdings ist ein Experiment, aber beginnen wir der Reihe nach, von links nach rechts, den Beeten entsprechend. Die Lage der einzelnen Beete findet sich hier (Lageplan der Beete), die dort angebauten Kulturen inkl. der Gemüsesorten finden sich hier (Bepflanzungsplan der Beete).
Beet 1
Die Auberginen wurden inzwischen komplett abgeerntet und durch verschiedene Salatpflanzen aus meinem Frühbeet ersetzt. Es hat sich herausgestellt, dass einige Auberginenfrüchte trotz ihrer geringen Größe schon ausgereifte Samen enthielten. Nächstes Jahr werde ich die Früchte also nicht mehr so lange hängen lassen in der Hoffnung, dass sie noch größer werden, die Kerne waren nicht besonders angenehm beim Essen.
Geplant ist es kurz vor Auftreten der ersten Nachtfröste einen Folientunnel über dem Beet aufzubauen, um die Salate noch so lange wie möglich in den Winter zu retten. Zudem werde ich wohl noch ein paar Kräuter wie Schnittlauch und Petersilie aus dem Kräuterbeet hier hin verpflanzen, um auch im Winter frisches Grün zu haben.
Die Paprikas sind eine wahre Freude. Ich hätte nicht gedacht, dass sie z.T. noch rot werden. Die Sorte ‚Albaregio‘ hatte ich im Februar im Zimmer ausgesät und sie haben sich im Freiland relativ schleppend entwickelt, für Paprikas war der Sommer sicher nicht optimal. Aussäen werde ich im kommenden Jahr schon im Januar um mehr Vorsprung zu haben, auch auf die Gefahr hin, dass die Spinnenmilben kommen.
Die Blockpaprikas sind sehr saftig und dickwandig, lediglich an Süße lassen sie etwas vermissen, ich weiß allerdings nicht, ob das am miesen Sommer oder an der Sorte / dem Freilandanbau liegt. Nächstes Jahr gibt es aber eine neue Chance für diese Sorte, sie hat in allen anderen Disziplinen wie Wuchskraft, Wiederstandsfähigkeit und Fruchtansatz sehr überzeugt.
Beet 2
Der Mangold steht wie immer gut da, er würde selbst mit einem tiefschwarzen Daumen wachsen. Das Problem an der Sache ist, dass er für unseren Geschmack nicht so vielfältig zu verwenden ist, wie z.B. Möhren. Wir haben ca. 10 Pflanzen und selbst das ist schon zuviel. Er ist aber abgesehen davon einfach schön anzusehen und so werden wir wohl auch im kommenden Jahr die Anzahl der Pflanzen nicht weiter reduzieren, sondern eher wieder andere Menschen mit der Ernte mitbeglücken.
Der Gemüsefenchel folgte als Nachfrucht auf diverse Salate. Deutlich erkennbar sind die braunen Kanten an den unteren Blattachseln. Das liegt daran, dass der Fenchel einige Tage ziemlich trocken stand. Das ist neben z. T. aufgeplatzten Kohlrabi, roten Beten und Möhren der Preis für mein Nicht-Giessen, davor trägt das aber ungemein zur Entspannung bei.
Beim Gemüsefenchel wird der Unterschied zwischen Bio und konventionell sehr deutlich, ich habe es noch nie geschafft solch große Fenchelknollen wie aus dem Supermarkt zu erzeugen. Es mag auch daran liegen, dass ich nicht sehr stark dünge, und kein Hybridsaatgut verwende, aber der Unterschied ist wirklich extrem. Bei den meisten anderen „Früchten“, seien es Äpfel, Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren, Beten — fast egal — lässt sich aufgrund der Größe eigentlich kein Unterschied feststellen.
Die Beten haben sich bestens entwickelt. Ich habe ja eine Reihe rote Bete, walzenförmig (siehe Bild) und eine Reihe Ringelbete. Geschmacklich tun die sich allerdings nicht viel, mit vebundenen Augen sind sie wahrscheinlich nicht auseinanderzuhalten. Ich werde die Beten spätestens im November ziehen und in Sand einschlagen; zum Winterverzehr, aber nach vorheriger Auslese auch zur Saatgutgewinnung im kommenden Jahr.
Beet 3
Die Möhren zeigen schon welkendes Laub, kein Wunder, sie sind schon sieben Monate im Boden. Dennoch belasse ich sie über den Winter ebendort. Das hat sich schon letzes Jahr bewährt, wir konnten den ganzen Winter über Möhren ernten. Der Boden in Aachen ist aber auch praktisch den ganzen Winter über offen. Natürlich schmecken diese Möhren nicht mehr so süß, wie sie es im Juli getan haben, es sind halt einfach Lagermöhren, die im Boden verbleiben. Wühlmäuse haben wir übrigens keine, sonst würde ich den Plan natürlich nochmals überdenken.
Beete 4 und 5
Bei diesen Beeten handelt es sich um ein reines Experiment mit für mich völlig ungewissem Ausgang. Viele heimische Gemüsesorten können im Jugendstadium überwintern, um dann im Frühling einen deutlichen Wachstumsvorsprung gegenüber der Frühlingssaat zu haben. Bei Pflanzen der neuen Welt und/oder aus den Subtropen und Tropen (insb. die Familien Cucurbitaceae und Solanaceae) wie Kürbisse, Gurken, Paprika, Tomaten, Kartoffeln, Auberginen und Gartenbohnen (nicht zu verwechseln mit dicken Bohnen!) wäre das aufgrund ihrer Frostempfindlichkeit nicht möglich.
Bei Wintergetreide und so manch einer Leguminose als Gründüngung ist dieses Prinzip auch heute noch in Mode. Bei allen anderen Gemüsesorten ist es wohl weniger bekannt, da durch die Verwendung von Gewächshäusern schon weitentwickelte Jungpflanzen im Gartencenter zur Verfügung stehen, die dann gesetzt werden können. Ich möchte jedoch interessenhalber diese alte Methode hinsichtlich ihrer Anwendungsgrenzen und aus Mangel eines Gewächshauses (ich kaufe keine Pflanzen hinzu) ausprobieren.
Auf diesem Beet finden sich klassische heimische Gemüse. Von links nach rechts wurden gesetzt/gesät:
- Knoblauch,
- Winterheckzwiebeln weiß und rot,
- Möhren Nantaise mit Radieschen als Markiersaat und
- Dichte Bohnen.
Spätestens im Februar 2017, wenn die Fröste bei uns „durch sind“, sind wir schlauer, ob alles erfroren, dem Mehltau zum Opfer gefallen, oder weiter gesund gewachsen ist.
Abseits davon, habe ich auch noch einen „Testballon“ mit Zuckererbsen der Sorte ‚Frühe Heinrich‘ zur Überwinterung gestartet. Meiner Meinung nach sind die Pflanzen aber schon zu groß, noch ein paar sonnige Herbsttage und sie gehen in Blüte. Dann dürfte die erfolgreiche Überwinterung scheitern, da die Widerstandskraft nur im Jugenstadium gegeben ist. Ich hatte sie Mitte September gelegt, kommendes Jahr definitv später.
Beet 6
Dieses Beet ist mein Kohlbeet. Beim Grünkohl ist es wohl kein Geheimnis, dass dieser zumindest in unserem Klima völlig winertauglich ist. Mehr noch, er legt jetzt erst richtig an Blattmasse zu und gewinnt angeblich an Geschmack durch den ersten richtigen Frost. Am Grünkohl ist wie immer nichts auszusetzen, ein völlig pflegeleichtes Gemüse, wäre da die nicht die weiße Fliege, die in manchen Jahren bis zur Ungeniessbarkeit der gesamten Ernte führen kann. Bislang noch keine Spur von ihr…
Den Grünkohl hatte ich letztes und dieses Jahr (ist ja eine zweijährige Pflanze) selbst vermehrt. Die Saatguterzeugung hat gut funktioniert (Saatguterzeugung Grünkohl, Teil 1), der zweite Teil dazu folgt in Kürze. Diese Pflanzen hier sind noch aus altem Saatgut entstanden. Vor zwei Wochen habe ich nochmal mit Hornmehl gedüngt, Kohl ist bekanntlich ein Starkzehrer und zuvor standen hier Kartoffeln, die den Boden auch recht flott leersaugen. Wer Interesse an Grünkohlsaatgut hat, kann sich per Email (siehe Impressum) melden, ich tausche gerne.
Auf der zweiten Hälfte des Kohlbeets steht sogenannter Winterblumenkohl. In Analogie zu den Beeten 4 und 5, versuche ich auch hier heimisches Gemüse auf dem Beet zu überwintern. Zum Test habe ich eine Charge Anfang und die zweite Mitte August aus dem Frühbeet hierer gepflanzt. Der Winterblumenkohl ist auch heute noch feldmäßig im Anbau und kann schon im April des Folgejahres Ertrag bringen. Ich bin sehr gespannt!
Spalierobst
Unterschiedlicher könnten die beiden Spalieräpfel ‚roter Boskoop‘ und ‚roter Berlepsch‘ gar nicht sein. Ich hatte sie zur gleichen Zeit Ende 2014 gepflanzt, damals waren sie etwa gleich groß. Jetzt, obwohl sie etwa gleichviel Sonne abbekommen haben dürften, ist der Boskoop doch sehr viel reicher an Blattmasse. Die Blätter sind insgesamt auch größer, von den Äpfeln mal ganz zu schweigen, die Fotos täuschen hier nicht, der Boskoop ist etwa 1,5 bis 2,0 mal so groß. In ein paar Tagen ernte ich alle zur Überwinterung in der Garage ab. Beide Sorten schmecken mir übrigens sehr gut mit leichter Präferenz zum Berlepsch.