Wenn es draußen winterlich kalt ist (also nicht diesen Winter), gibt es trotzdem die Möglichkeit frische Kräuter für die Küche zu ziehen. Vom Prinzip her ist es nichts anderes als das, was man mit Forsythien oder Kirschzweigen im zeitigen Frühjahr macht. Man holt sie sich ins warme Zimmer und gaukelt ihnen so eine wärmere Jahreszeit vor. Bei den Zweigen wird das dann mit einer vorverlegten Blütenpracht belohnt. Im Falle der Kräuter, erhält man so frisches Grün in einer Zeit, in der es sonst nur hauptsächlich konservierte oder gelagerte Gemüse aus dem eignen Garten gibt.
Welche Kräuter sind geeignet?
Entweder man sät frisch aus, was jeder von der üblichen Kresse kennt, die innerhalb weniger Tage auf der Fensterbank ernetreif ist. Oder man macht es sich zu nutze, dass manche Kräuter ihre im letzten Sommer gespeicherte Energie in ihren Wurzeln ablegen, um sie im kommenden Jahr für die Ausbildung neuer Blätter und Blüten zu verwenden. Das geht dann natürlich nur mit Kräutern, die zwei- oder mehrjährig sind. Das trifft z. B. auf Petersilie (zweijährig) und Schnittlauch (mehrjährig) zu. Zudem sind diese beiden Kräuter sehr leicht durch Aussaat und/oder im letzten Fall durch Teilung des Wurzelballes zu vermehren und sehr Vielfältig in der winterlichen Küche zu verwenden. Einen Rosmarin würde ich hingegen nicht im Zimmer treiben wollen, dafür wächst er einfach zu langsam und braucht als mediteranes Gewächs auch sicher noch mehr Licht, was eh schon Mangelware ist.
Wie treibt man Küchenkräuter im Zimmer an?
Ich hatte im Frühling 2015 Petersilie und Schnittlauch im Garten gesät und sie das ganze Jahr über beerntet. Den Schnittlauch hatte ich ca. Ende Oktober zur Überwinterung komplett runtergeschnitten, die Petersilie habe ich einfach wachsen lassen (siehe Bild). Aufgrund des warmen Dezembers (ich habe bereits die erste Osterglocke in Knospe gesehen!), treibt der Schnittlauch aber schon draußen an und bildet neues Grün.
Um die Kräuter anzutreiben, gräbt man einfach die Menge an einzelnen Pflanzen aus, die man im warmen Zimmer antreiben möchte (siehe Bild). Dabei den Erdballen tief ausheben, damit die Wurzeln nicht verletzt werden. Die Kräuter werden dann getopft und die vetrockneten/vergilbten Blätter werden entfernt, da sie faulen könnten.
Um während des Winters stets frische Kräuter in der Küche zu haben, sollte man wissen, wie lange es dauert diese aus den getopften Wurzelballen anzutreiben. Dazu habe ich zwei Petersilien und einen Schnittlauch getopft. Bei der Petersilie habe ich testweise eine wie den Schnittlauch völlig gestutzt. Die andere Petersilie habe ich so wachsen lassen, wie ich sie aus dem Garten ausgegraben habe. Da wir einen überaus milden Winter haben, ist diese ungestutzte Petersilie aber sicherlich kein typisches Beispiel für eine Petersilie im Monat Dezember direkt aus dem Garten (Freiland). Die drei Töpfe habe ich dann bei 21 °C auf das Fensterbrett der Küche gestellt und die Pflanzen feucht gehalten. Licht und Wärme ist hier Alles.
Nach zehn Tagen entstand dann das folgende Foto. Deutlich zu sehen ist, dass der Schnittlauch seine Schloten deutlich schneller emportreibt, als die (zuvor gestutzte) Petersilie. Bei beiden zuvor gestutzten Kräutern fällt auf, dass der Topf ziemlich schlecht ausgenutzt wurde. Hier hätte ich mehr Pflanzen in den Topf zwängen sollen. So, wie man es auch von den gekauften Kräutern in Töpfen gewohnt ist. Zum Antreiben scheint das sinnvoll zu sein, da sonst die Ausbeute nicht besonders hoch ist. Sie scheint pro Fläche weitaus geringer zu sein, als im Sommer im Freiland, was wohl den geringeren Lichteinfall zurückgeführt werden kann. Fürn ordentliches Omelette reichts aber allemal…
Was tun mit den Kräutern nach dem Antreiben?
Bei der Petersilie ist das ganz eindeutig: „Auf den Kompost“! Da Petersilie eine zweijährige Pflanze ist, würde sie — wenn man sie wieder in den Garten pflanzen würde — in Blüte gehen („schiessen“). Damit wäre sie als Küchenkraut nicht mehr zu gebrauchen. Auch zur Gewinnung von Saatgut sind solche Pflanzen nicht mehr gut geeignet, haben sie doch ihre ganze Energie bereits in die Ausbildung der Blätter beim Antreiben gesteckt.
Beim mehrjährigen Schnittlauch ist der weitere Nutzen aus meiner Sicht noch nicht klar. Hier wäre zu prüfen, ob sich ein durch das Antreiben gestresster Wurzelballen im Garten wieder regeneriert. Würde dieser wieder ein gesundes Wachstum zeigen und schneller wieder Schnittlauch produzieren als eine Neusaat, wäre das eine gute Verwertungsmöglichkeit abseits des Komposts.