Im folgenden Artikel werde ich meine ersten Erfahrungen mit dem Anbau einer Ölfrucht darlegen. Es geht hierbei jedoch nicht um Raps, Mohn, Hanf, Sonnenblume, Leinen oder gar den Ölkürbis. Nein, es geht um eine zumindest mir bis zum letzten Jahr noch nicht bekannte Sorte einer sogenannten Ölzucchini. Das Ganze habe ich nicht gemacht um Saatgut zu gewinnen, denn mit nur zwei Pflanzen würde man den Genpool der zudem noch neuen Sorte viel zu arg beschneiden. Vielmehr fand ich es spannend mal wieder eine ungewöhnliche Sorte anzubauen und damit Erfahrungen zu sammeln. Abgerundet wird der Beitrag mit der Einordnung des erzielten Ertrags in konventionelle Ölfrüchte.
Was bitte ist denn eine Ölzucchini?
Ende 2016 — als ich wie jedes Jahr die Kataloge der verschiedenen Saatgutlieferanten auf der Suche nach den Sorten für 2017 durchsuchte — fand ich eine in meinen Augen sehr ungewöhnliche Sorte: die Ölzucchini ‚Arenborner Walze‘. Diese noch neue Sorte wurde von Ludwig Watschong erzüchtet als Kreuzung zwischen einer Zucchini und dem Ölkürbis. Ludwig Watschong ist Gründer vom VEN und Mitgründer der Firma Dreschflegel, die den meisten wohl geläufig sein dürfte. Daher rührt wohl auch der Name dieser Ölzucchini, sein Garten liegt im hessischen Aarenborn.
Zum Ölkürbis, dessen Gene auch in der Ölzucchini stecken, gibt es interessante Beiträge von Ralf Roesberger: Kürbiskerne selbst anbauen. Ein Ölkürbis hat im wesentlichen nicht nur mehr Kerne als ein gewöhnlicher Kürbis, sondern — und das ist der wesentlichere Punkt — die Kerne besitzen aufgrund einer Mutation keine Schale. Damit müssen die Kerne nicht geschält werden, sondern können nach der Trennung vom Fruchtfleisch und der Trocknung direkt verwendet werden. Wenn man diese schalenlosen Kerne einpflanzt denkt man im Leben nicht, dass da mal eine Pflanze draus werden könnte, aber so ist es…
Der Anbau
Meine zwei Oelzucchinis habe ich exakt so behandelt, wie jede andere Zucchini auch. Also 3 Wochen vor der Auspflanzung Mitte Mai im warmen Zimmer aussähen. Nicht früher, sonst neigen insbesondere Gurken, Kürbisse und Zucchini dazu stark zu spargeln. Ausgepflanzt führt das dann zu einem stark stockendem Wachstum, eine Einladung für jeglichen Pilz. Also gerade bei diesen Gemüsesorten die „Füße still halten“, wenn warme Sonnenstrahlen schon im März dazu verleiten wollen alles mögliche auszusäen.
Weitere Bilder über den Sommer habe ich nicht gemacht, denn großartig anders sehen die Ölzucchinis auch nicht aus, vielleicht bis auf eine etwas andere Blattform und die Tatsache, dass die Pflanzen etwas mehr ranken. Ich habe auch keine Zucchinis geerntet, denn man kann diese Sorte im jungen Stadium ebenso essen, wie jede andere Sorte. Da ich aber den Ertrag der Kerne abschätzen wollte, habe ich mir eine Geschmacksprobe verkniffen. Natürlich ist irgendwann das Leben einer Zucchinipflanze im Jahr vorbei und es folgt — zumindest bei mir immer — der (falsche) Mehltau und rafft binnen weniger Tage die gesamte Pflanze dahin, wenn es kühler und feuchter wird. Übrig bleiben dann nur noch die Zucchinis, in meinem Fall waren es 4 Stück je Pflanze (siehe Bild).
Die Ernte
Die Zucchinis habe ich dann aufgeschnitten, um an die Kerne zu kommen. Offensichtlich haben es aber nicht alle Zucchinis bis zur vollen Reife geschafft, wie man an den folgenden zwei Bildern erkennen kann. Das reife Fruchtfleisch der Ölzucchini ähnelt sehr dem eines Ölkürbisses, wer hätte es gedacht. Die unreifen Zucchinis waren vielleicht etwas kleiner als die reifen, wirklich ansehen konnte man ihnen das jedoch nicht von außen, erst das Messer brachte die Wahrheit.
Die Kerne der unreifen Zucchinis waren noch sehr klein, ganz hell und vor allem ganz weich. Ihr Geschmack war auch nicht nussig so wie der der reifen Zucchinis (und so wie man den Geschmack von Kürbiskernen gemeinhin kennt), sondern fade. Es war damit klar, dass alle unreifen Zucchinis inkl. ihrer Kerne auf den Kompost wanderten.
Trennung der Kerne vom Fruchtfleisch
Die Kerne samt Fruchtfleisch der reifen Zucchinis habe ich dann mit einem Esslöffel in einen sauberen Eimer überführt, was sehr schnell gemacht war. Jetzt haftet allerdings das Fruchtfleich sehr stark an den Kernen und wer will diese schon einzeln trennen müssen. Dazu gibt es aber eine ganz einfache Lösung. Das faserige Fruchtfleisch mit seiner großen Oberfläche und aus leicht abbaubaren Substanzen bestehend kann man sehr leicht zur Gärung bringen. Die Kerne hingegen (geringe Oberfläche, keine leicht abbaubaren Stoffe), gehen nicht so schnell in die Gärung / die Zersetzung über.
Diesen Umstand macht man sich zu Nutze, um das Fruchtfleisch in einen Prozess der Zersetzung zu bringen und damit in eine sagen wir mal „schlonzige“ Konsistenz zu überführen. Hat man das geschafft, lässt es freiwillig die wertvollen Kerne frei. Um den Prozess in Gang zu bringen fügt man einfach etwas Wasser hinzu, rührt gut um, schließt den Eimer mit einem Deckel / einer Gaze (Fruchtfliegen sind unerwünscht) und stellt das Ganze an einen warmen Ort. Bei mir war dann nach 2 Tagen klar, dass die Gärung eingesetzt hatte (es riecht nicht sehr angenehm beim Anheben des Deckels) und die Kerne sich leicht vom Fruchtfleisch lösten.
Wurde genug vergoren (immer der Nase nach), einfach dem Eimer weiteres Wasser hinzufügen und kräftig umrühren. Prinzipiell sinken dann die brauchbaren, reifen Kerne aufgrund ihrer höheren Dichte nach unten und das Fruchtfleisch suspendiert im Wasser. Immer wieder Wasser hinzufügen, rühren, reife Kerne absinken lassen und den Überstand mit Fruchtfleisch abschütten (dekantieren). Damit wird man dann neben dem Fruchtfleisch auch die noch unreifen / tauben Kerne los, die sich zu einem geringen Anteil auch in ausgereiften Früchten finden. Nach vielen Spülvorgängen wurde das Wasser dann schließlich klar und ich habe die reifen Kerne, die sich am Boden abgesetzt hatten in ein Sieb zum finalen Spülen und zum Abtropfen überführt.
Zu Anschauungszwecken folgend ein Bild der reifen, gereinigten Kerne im Vordergrund. Diese liegen alle unterhalb der Wasseroberfläche, wohingegen die unreifen Kerne in der hinteren Schale alle aufschwimmen.
Trocknung
Die reifen Kerne habe ich dann einen Tag an der Zimmerluft getrocknet und festgestellt, dass das vermutlich nicht schnell genug geht und Schimmelgefahr besteht. Deswegen habe ich unseren Backofen mit Umluft und 50°C zur Hilfe genommen. Ziel war es ja auch nicht Saatgut zu gewinnen, sondern einfach ein paar Kürbiskerne (genauer: schalenlose Zucchinikerne) zu erzeugen, die man knabbern kann. Der Geschmack dieser Zucchinikerne unterscheidet sich nicht von dem handelsüblicher Kürbiskerne, ebenso konnte ich keinen Unterschied in Form, Größe und Farbe erkennen.
Ertrag und Einordnung in typische Erträge von Ölfrüchten
Die Ausbeute getrockneter Kerne erbrachte für meine zwei Zucchinipflanzen 150 g. Würde man sich etwas mehr um die Pflanzen kümmern (nachdüngen, Unkraut konsequenter rumpfen, ggf. mit Folie/Vlies arbeiten), ich denke man kann wohl 100g je Pflanze ansetzen, um den Ertrag mal ganz grob abzuschätzen. Weiterhin sollte man jeder ausgewachsenen Pflanze wohl grob 1 m² an Platz zugestehen. Damit kann man dann — wohl gemerkt ganz grob, da ich auch nur zwei Pflanzen hatte und die Variabilität zwischen vielen Pflanzen durchaus groß sein kann — etwa 100 g trockene Kerne je m² und Jahr als Ertrag abschätzen.
Ich hatte mal einen recht umfänglichen ReView zum Thema Anbaufläche und Erntemengen erstellt und darin auch die zu erwartenden Erntemengen für übliche Ölfrüchte ausgerechnet. Die Erntemengen lagen dabei zwischen 60 g (Mohn) und 200 g (Sonnenblume) je Jahr und Quadratmeter im getrockneten Zustand. Vielleicht nennt uns ja Ralf eine im Hausgarten erzielbare Menge an Mohnsamen. Er hat jedenfalls ausgiebige Experimente mit vorgezogenem und direkt gesätem Mohn durchgeführt. Aus meiner Sicht kann sich die Ölzucchini jedenfalls durchaus sehen lassen, was ihren Ertrag im Vergleich zu anderen Ölfrüchten angeht.
Habe mir dieses Jahr auch Saatgut der Ölzucchini besorgt. Haben Sie das Fruchtfleisch der reifen Früchte gar nicht probiert? Würde mich schon interessieren ob man daraus nicht auch zumindest eine Suppe kochen könnte. Habe begrenzten Platz und muss daher immer überlegen was ins Beet darf und was nicht. Ich werde es wohl einfach testen und selbst raus finden. Danke für Ihren Beitrag!
Hallo Frau H.,
leider nein, ich wollte testweise ein paar junge Zucchinis testen, bin aber dann nicht dazu gekommen. Das reife Fruchtfleisch war aber in der Konsistenz ebenso wie das anderer ausgereifter Zucchini. Eine Suppe sollte also in jedem Falle drin sein, die stellt ja die geringsten Anforderungen an die Qualität der Frucht.
Viele Grüße!
Frank.