Von der Frühkartoffel ‚Annabelle‘ waren wir schon im letzten Jahr begeistert. Sie ist ansprechend gelb und schmeckt uns sehr gut. Sie ist (sehr) festkochend, was sie für uns sehr flexibel einsetzbar macht. Sollte ausnahmsweise mal eine mehligkochende Sorte zwingend erforderlich sein, wie bei Klößen und Gnocchis, die ich von Zeit zu Zeit mache, finde ich diese auf dem Markt oder im gut sortierten Supermarkt. Gemäß Biogartenversand.de werden der Sorte ‚Annabelle‘ u.a. folgende Eigenschaften zugesprochen:
- sehr guter Speisewert,
- Ursprungslang: Niederlande,
- Jahr der ersten Zulassung: 2002,
- Kreuzung aus Monalisa und Nicola.
Die Kartoffeln standen dieses Jahr allerdings unter keinem guten Stern! Zuerst habe ich sie mit Anfang Mai (hier) relativ spät gelegt (geplant war, sie Mitte April unter einen Vlies zu legen) und dann mussten sie einige Wochen ausgeprägte Niederschläge überstehen. Mitte Juli sahen sie dann wie auf dem folgenden Bild aus.
Entwicklung der Pflanzen
Eigentlich hätten ihnen noch ein bis zwei Wochen Wachstum ganz gut getan, aber die Tatsache, dass schon erste Krautfäule im Bestand zu erkennen war und dass ich die Befürchtung hatte, die Hälfte der Knollen könnte bei noch längerem Stand in der Erde verschimmeln, veranlasste mich Mitte Juli die Grabgabel zu schwingen. Bei einem sehr dichten Pflanzplan , wie ich ihn habe, um jeden Zentimeter optimal zu nutzen, ist eine frühe Ernte auch immer gern gesehen, damit die Folgekultur (Grünkohl und Winterblumenkohl) noch genügend Sonnentage abbekommt.
Insgesamt stellten sich die Kartoffeln als vergleichsweise klein heraus. Das mag an der relativ frühen Ernte aber mehr noch an der späten Pflanzung und an den schlechten Wachstumsbedingungen in diesem Jahr gelegen haben. Dennoch, ausgebuddelte Kartoffeln (siehe Bild) sind immer schön anzusehen und ich fülle gerne mehrere Eimer mit Ihnen mit der Vorfreude auf viele schmackhafte Gerichte, die sich aus der Knolle herstellen lassen.
Früchte und Samen der Kartoffelpflanze
Früchte hat nur eine der vielen Pflanzen gebildet (siehe Bild), viele hatten nichtmals Blüten. Die Früchte und die Blätter zeigen schon die Ähnlichkeit zur Tomate, kein Wunder sind es doch beides Nachtschattengewächse (Solanaceae). Saatgut könnte man aus den Früchten zwar gewinnen, Kartoffeln sind aber bei generativer Vermehrung so wandlungsfähig, dass die Eigenschaften der daraus resultierenden Kartoffeln sehr stark varieren können. Die Aulese von neuen Sorten wird deshalb bei der Kartoffel vorwiegend durch professionelle Saatguterzeuger vorgenommen. Bei den meisten anderen Kulturen ist es hingegen bedeutend einfacher auf bestimmte Kriterien auszulesen und so langfristig eine „eigene“ (Land-)Sorte zu erzeugen.
Aussortieren der Knollen mit Braunfäule
Die Knollen, die bereits von der Knollenfäule befallen wurden, zeigen sich relativ deutlich. Wie auf dem Bild zu erkennen ist, haben sie insgesamt eine dunklere Farbe und einzelne Stellen, die dunkelbraun durchschimmern. Ein anderer Geruch war bei diesen Knollen jedoch (noch) nicht zu vernehmen. Leider waren von den eh schon recht wenigen Kartoffeln in diesem Jahr etwa ein Viertel oder ein Drittel von der Fäule betroffen.
Nach dem Aussortieren der faulen Knollen verblieben dann noch 22 kg, die ich noch zwei Tage nachgetrocknet habe. Für mein Beet von 7,0 x 1,2 m = 8,4 m² entspricht das gut 2,5 kg/m², was als sehr wenig zu bewerten ist. In guten Jahren können auch mal etwa 4 kg/m² Kartoffeln vom Beet eingefahren werden.
Sortierung und Lagerung der Kartoffeln
Die Kartoffeln habe ich dann nach Augenmaß entsprechend ihrer Größe sortiert. Das ist wichtig, sofern man sie im Ganzen garen möchte, damit sie alle gleichzeitig gar werden. In den Handel kämen dann die kleinen als sogenannte „Drillinge“, die gerne ungeschält als Ganzes in der Pfanne geschwenkt oder im Ofen gebacken werden. Die mittlere Kategorie sind Kartoffeln, die für den Hausgebrauch üblich sind, die größte Kategorie kann man z.B. gut als Ofenkartoffel verwenden.
Die Kartoffeln habe ich in Kunstoffkörbe (Bäckerkisten oder Klappkisten zum Einkaufen mit Löchern sind gut geeignet), die ich vorher mehrfach mit Zeitungspapier ausgeschlagen habe, geschichtet. Praktikabel ist es die Kartoffeln nicht sehr hoch einzufüllen, damit man sie jederzeit kontrollieren kann, denn sobald eine Knolle fault, muss sie aussortiert werden können, sonst breitet sich der Pilzbefall meist schnell über die gesamte Ernte aus. Das Zeitungspapier wird über den Kartoffeln zusammengelegt / gefaltet.
Das Zeitungspapier hat dabei vier Funktionen:
- Damit die Kartoffeln nicht keimen, müssen sie völlig(!) dunkel gelagert werden. Da das bei der Garage, in der sie lagern, nicht 100%ig erfüllt ist (Spalten an Tür und Tor), bildet das Zeitungspapier einen weiteren Schutz.
- Damit die Kartoffeln nicht faulen, müssen sie atmen können, schließlich sind es lebende Speicherorgane.
- Wenn doch mal eine Knolle fault, muss die dabei entstehende Feuchtigkeit aufgenommen werden, bis sie entdeckt wird, damit sich die anderen Kartoffeln nicht so schnell infizieren.
- Im Winter bietet das Zeitungspapier eine zusätzliche Isolation. Kartoffeln sind sehr frostempfindlich. Sobald sie Frost ausgesetzt sind, schmecken sie unangenehmn süßlich, wenn man sie kocht und faulen nach kurzer Zeit.
edit 05.10.2016:
Inzwischen musste ich weitere Knollen aus dem Lager aussortieren, auch sie wurden faul. Etwa ab 3 Wochen nach der Ernte waren aber alle „faulen Eier“ entdeckt und der Rest der Ernte war tatsächlich lagerfähig. Wir haben jetzt zwar noch einige diesert Kartoffeln auf Lager, müssen aber definitiv bald wieder welche nachkaufen. Bislang zeigen die Kartoffeln trotz recht warmer Lagerung in der Garage aber bei völliger Dunkelheit (mehrfache Umhüllung mit Zeitungspapier und geschlossene Garage) noch keine Keime und verschrumpeln auch nicht. Ich hoffe, dass ich insbesondere ein paar der kleinen Kartoffeln unter diesen Lagerbedingungen bis zum kommenden Februar „durchbringen kann“, damit ich sie als Saatknollen verwenden kann, wir werden sehen…